Eidelstedt – meine Baustelle

Es gibt so Tage, da geht man ganz gemütlich zum Markt, zieht seinen Einkaufszettel aus der Jackentasche und während man so drauf blickt, bewegt man sich gedankenverloren und schlafwandlerisch in den Reihen zu den Ständen, bei denen man immer einkauft. Plötzlich stellt man fest, dass dort, wo sonst der Verkaufswagen steht, eine Lücke klafft. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass dann nicht nur ich leicht irritiert und orientierungslos weitergehe. „Hab’ ich was verpasst?“, frage ich mich, „steht ein Feiertag bevor? Machen die Urlaub oder war heute Morgen einfach nur schlechtes Wetter?“ Meistens klärt sich das Fehlen eines Standes schnell auf, denn die Marktleute sind fast wie eine große Familie und wissen Bescheid. Wir Kunden müssen dann Flexibilität zeigen und stellen den Ablauf unseres Einkaufsplanes spontan um. Mir scheint wir Eidelstedter sind aus einem besonderen Holz geschnitzt. Recht mühelos, wenn auch mit einigen Straßenüberquerungseinschränkungen, haben wir den Umbau der Kreuzungen am Platz wegen der Busbeschleunigungsspur überstanden. Erinnert sich noch jemand daran? An die Wanderbaustelle und orientierungslose Geistergänger auf der Suche nach einer Fußgängerampel oder der richtigen Bushaltestelle? Vorher sorgte die Verlegung des AKN-Bahnhofs und der Umbau eines Teilstückes der Lohkampstraße lange Zeit für Baulärm und Sperrungen. Gewohnte Wege konnten nicht mehr gegangen werden. Nach der Kreuzungsoptimierung am Busbahnhof folgte der mehr als anderthalbjährige Umbau des Eidelstedt Centers mit Läden im Containerdorf und viel Gedrängel im Supermarkt durch eine verkleinerte Verkaufsfläche. Doch unsere gute Laune blieb uns erhalten, schließlich war ein Ende absehbar und es sollte alles schöner werden. Nun steht der Umbau des Bürgerhauses an, und der ist wirklich nötig. War dort mal jemand in den Räumen mit den sanitären Anlagen? Nicht wegen der Einrichtung, sondern wegen des Duftes frage ich das. Der Kloakengestank aus der Kanalisation war teilweise nicht zu ertragen und waberte durch den Flur bis zum Eingang des Saal99. Neben anderen Bereichen wird dies nun auf den neusten Stand gebracht. Dort, wo unser angestammter und allseits beliebter Wochenmarkt dreimal die Woche stattfand, lärmen jetzt Bagger und Baufahrzeuge. Die Marktstände mussten zusammenrücken. Vom Durchgang zum Center aus bis hin zum Steakhaus werden nun in zwei Reihen die Waren angeboten. Ich persönlich finde das gut. Enger zusammenstehen ist ja nicht das Schlechteste. Trotzdem sind nicht alle Marktbeschicker geblieben. Und dann kam auch noch Corona. Ein leidiges Thema. Aber ich war sicher, dass wir Eidelstedter trotz aller Widrigkeiten während der ganzen Zeit das Marktangebot weiterhin ausreichend nutzen würden, sodass kein Stand leer ausgeht und für immer verschwinden muss. Denn wo sonst kann man qualitativ hochwertig und regional in so großer Auswahl einkaufen? Auch kleine Mengen. Außerdem ist der Markt ein sozialer Treffpunkt. Dort sind überwiegend Stammkunden, die auch wegen des Klönschnacks gerne dort ihr Geld ausgeben. Ich bin zuversichtlich, dass wir Eidelstedter die Umbauzeit des Bürgerhauses auch gut überstehen werden. Und hinterher ist dann ja alles besser. Und meine Zuversicht muss weiter gehen, denn Opel Dello ist weg, die „Oppermann Villa“ abgerissen, sämtliche Bäume entfernt und ein riesiger Neubaukomplex entsteht. Wenn er fertig ist, wird daneben alles abgerissen und neu und hübsch gemacht. Baustellen bleiben Eidelstedt also vorerst erhalten und unsere Flexibilität wird trainiert.

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