Fahrstühle und die Dynamik des Lebens

Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

Manchmal denke ich, dass man die Dynamik eines Ortes an seinen Fahrstühlen erkennen kann. In einem Seniorenheim, das ich kenne, zum Beispiel, gibt es zwei Fahrstühle. Will man mit einem fahren, drückt man erst mal den Knopf an der Wand im Flur. Der Knopf leuchtet dann und man muss warten. Häufig geht das Licht wieder aus, ohne das der Fahrstuhlkorb angekommen wäre. Dann muss man erneut den Knopf drücken und warten. Irgendwann öffnet sich dann sehr langsam die Fahrstuhltür. Man betritt den Fahrgastraum, drückt das gewünschte Stockwerk und nach einer gefühlten Weile von zwei Minuten schließt sich automatisch die Tür ebenso langsam, wie sie sich geöffnet hat. Danach setzt sich der Fahrstuhl ruckelnd in Bewegung. Dem dynamischen Großstädter wird hier viel Geduld abverlangt. Er wird quasi entschleunigt wie beim Yoga, nur zwangsweise, er hat Zeit, bewusst und tief zu atmen und die freundlichen Hinweisplakate im Inneren zum vierundachtzigsten Male zu lesen. Unter Umständen hält der Fahrstuhl auf halbem Wege noch mal an. Nachdem dann ausprobiert und festgestellt wurde, dass wirklich kein Rollstuhl mit Begleitperson zusätzlich hinein passt, wird die Fahrstuhlfahrt nach bekanntem Schema fortgesetzt und man hat sogar noch Zeit zum Träumen. „Whats app“-Nachrichten versenden geht in diesem faradayschen Käfig nicht. Endlich am Ziel angekommen ist man auf das Lebenstempo dieses Hauses eingestimmt. Hier gehen die Uhren langsamer, hier läuft alles ruhiger ab. Aber wir sind hier ja auch im Altersheim.

Manchmal fragte ich mich, ob es Parallelen zum Eidelstedt Center gab. Ich kann die Frage mit Nein und Ja beantworten. Nein, denn es gab dort nur einen Fahrstuhl und ja, der Fahrstuhl war mindestens genau so langsam. Der Unterschied war nur, dass das Eidelstedt Center kein Seniorenheim ist, sondern ein Einkaufszentrum. Ich will nun keineswegs Großstadthektik in Eidelstedt haben und womöglich an der Supermarktkasse gehetzt werden, aber ein zweiter Fahrstuhl im Center … – das war wünschenswert. Vor allem, weil der eine öfter mal kaputt war. Aber nun, nach der Sanierung des Centers, gibt es zwar nicht mehr so viele attraktive Geschäfte, aber tatsächlich drei Fahrstühle. Herrlich! Besonders schnell sind sie nicht, aber es gilt dort ja auch nur wenige Ebenen zu überwinden.

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