So funktioniert mRNA-Impfstoff

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Um die Wirkungsweise des Impfstoffs zu verstehen, müssen wir uns zunächst einem Thema aus unserem Biologieunterricht widmen – der Zelle. Schon Heinz Ehrhardt wusste:

Das Leben kommt auf alle Fälle aus einer Zelle,
doch manchmal endet‘s auch – bei Strolchen – in einer solchen.

Die Zelle besteht aus einer Hülle und im Inneren befindet sich eine Flüssigkeit, das Zytoplasma. In der Zelle, im Zytoplasma schwimmend, befindet sich der Zellkern. Er ist die Steuerungszentrale und das Gedächtnis. Die gesamte Information über Aufbau und Funktion unseres Körpers, also Haar- und Augenfarbe, Körpergröße usw. ist im Zellkern gespeichert – und zwar in Form der DNS oder DNA (Desoxyribonucleinsäure im Englischen Säure = acid). Man kann sie sich vorstellen als eine lange Strickleiter: zwei Stricke mit sehr vielen Sprossen, die um die eigene Achse verdreht sind – so in etwa wie Ihre Telefonschnur, die mit der Zeit völlig „vernuddelt“ ist. Die Sprossen bestehen aus zwei, also aus einem Paar, miteinander verbundener Basen. Dabei gibt es in der menschlichen DNA lediglich vier verschiedene Basen.
Die RNS oder RNA (Ribonukleinsäure), um die es hier ja geht, ist ähnlich aufgebaut, besteht aber nur aus einem Strick der Leiter, an dem wiederum auch jeweils nur eine Base sitzt. Die einzelnen Basen, anhand des ersten Buchstaben ihres Namens werden sie A, C, G, U genannt, sind dort in einer bestimmten Reihenfolge angeordnet. RNA befindet sich sowohl im Zellkern als auch außerhalb des Kerns, im Zytoplasma der Zelle. Sie hat eine wichtige Aufgabe z.B. bei der Produktion von Eiweißstof-fen, den Proteinen.
Die Proteine bestehen ebenfalls aus einzelnen Bausteinen, den Aminosäuren. Für den Aufbau aller im Menschen vorhandenen Eiweiße braucht es lediglich 20 verschiedene Aminosäuren. Je nachdem in welcher Reihenfolge und wie viele Aminosäuren miteinander verknüpft sind, entstehen die unterschiedlichsten Proteine, z.B. das Myoglobin, also das Muskeleiweiß oder das Keratin, der Eiweißbestandteil von Haut und Haaren. Die Produktion von Proteinen erfolgt im Zytoplasma. Produktionsstätten sind die sog. Ribosomen in Zusammenarbeit mit der RNA, in diesem Fall mRNA (messenger, bzw. Boten-RNA) genannt. Man kann sie sich vorstellen wie den Schieber, bzw. Schlitten eines Reißverschlusses. Das Ribosom fährt mit einer Seite den RNA-Strang ab, liest die Reihenfolge der Basen ab und erkennt daraus anhand des genetischen Codes, welche Aminosäure angefügt werden soll. Auf der anderen Seite des „Reißverschlusses“ wird dann eine Aminosäure nach der anderen angebaut bis das Protein fertig produziert ist.
Jetzt haben wir alle Grundlagen zusammen, um zu verstehen, wie der mRNA-Impfstoff funktioniert. Er enthält viele kleine mRNA-Stränge, die sich jeweils in einem winzig kleinen Fettkügelchen befinden. Das ist notwendig, um die RNA zu stabilisieren. Nachdem der Impfstoff in den Oberarm gespritzt wurde, werden die Fettkügelchen von der Zelle aufgenommen und dabei die mRNA freigesetzt. Dann beginnen die Ribosomen mit ihrer Arbeit, sie lesen die RNA aus, und es wird ein Eiweiß aus der Virushülle, das sog. Spike-Protein produziert und von der Zelle wieder freigesetzt. Die Immunabwehr erkennt dieses Spike-Protein als fremdartig und bildet Antikörper. Dadurch entwickelt der Körper Abwehrkräfte gegen das Virus, schon bevor es überhaupt zum Kontakt mit dem Virus gekommen ist. Falls es dann zur Infektion kommt, „erinnert“ sich das Immunsystem an dieses fremdartige Protein und kann relativ rasch viele Antikörper gegen das Virus produzieren und im Idealfall kommt es symptomlos zur Abwehr des Virus.
Wichtig ist hierbei, dass das genetische Material, also die DNA im Zellkern, nicht verändert wird: Denn 1. findet die Produktion des Spike-Proteins im Zytoplasma statt und erreicht den Zellkern nicht, und 2., selbst wenn mRNA in den Zellkern gelangt, gibt es im menschlichen Körper keinen Weg um RNA in DNA umzuwandeln oder einzubauen. Es handelt sich somit um sichere Impfstoffe, und es kann durch einen mRNA-Impfstoff niemals zur Veränderung unseres Erbguts kommen. Eine Impfskepsis ist daher und auch aufgrund der mittlerweile milliardenfachen Anwendung kaum angebracht. Genauso wenig, wie sich nach einer Pockenimpfung die Menschen in Kühe verwandelt haben, werden wir uns nach einer Corona-Impfung in Zombies verwandeln, unfruchtbar werden oder an der Impfung sterben.
Daher nochmals: Lassen Sie sich impfen und wenn Sie schon zweimalig geimpft sind, lassen Sie sich boostern, denn erst nach drei Impfungen haben Sie den z.Zt. besten Schutz gegen eine Covid-Er-krankung, v.a. auch gegen die Delta- und die neue Omikron-Variante des Virus. Sie haben dann zwar keinen hundertprozentigen Schutz vor einer Infektion mit dem Coronavirus, aber sind mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit gegen einen schweren Verlauf geschützt.
Ungeimpft werden Sie mit Sicherheit an Corona erkranken, mit ungewissem Ausgang … Daher, bitte bleiben Sie gesund – bitte lassen Sie sich impfen.
Volker Kleinfeld

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