Dialog zum bunten Fleckchen

Er: Schatz, wie findest du eigentlich die Neugestaltung am Eidel?

Sie: Meinst du den Busbahnhof mit den bunten Bildern?

Er: Nein, ich meine den Platz um das neue Haus herum. Da wo vorher das Bürgerhaus stand.

Sie: Ach, du meinst das Haus mit den vielen „e’s“?

Er: Ja, genau, und den Platz drumrum. Der wird doch neu gefliest und hat teilweise schon Bänke bekommen.

Sie: Sind das etwa die hellblauen Ringe, die die Bäume umrunden? Die sehen aus wie Schwimmreifen.

Er: Ja, hi hi, sie erinnern mich an Entwürfe von Jeff Koons. Weißt du? Das ist der amerikanische Künstler, der für den Spielbudenplatz eine Installation mit zwei überdimensionalen Gummienten mit Schwimmringen entworfen hat. Der damalige Bausenator Marion Mettbach hatte sie bestellt. Die Ausführung ist aber abgelehnt worden.

Sie: Stimmt, da war was.

Er: Und wie findest du das jetzt am Platz?

Sie: Letztens schien die Sonne drauf und es sah eigentlich ganz heiter aus, so im Vorbeigehen.

Er: Aber die Farben! Das ist doch wie im Kindergarten!

Sie: Stimmt, die Farbgebung ist gewöhnungsbedürftig. Ich hab‘ auch schon überlegt, ob die Architekten und Stadtteilgestalter, oder wer da so alles am Werke ist, vielleicht farbenblind sind.

Er: Dürfen Farbenblinde denn überhaupt Farben aussuchen?

Sie: Na, wenn die anderen gar nicht wissen, dass sie farbenblind sind!? Bei Männern kommt die Farbsehschwäche, oder Daltonismus, recht häufig vor. Das hat was mit einer Mutation auf dem X-Chromosom zu tun und davon haben Männer ja nur eins.

Er: Aha.

Sie: Ja, und die häufigste Form der Farbenblindheit ist die Rot-Grün-Sehschwäche. Seltener tritt die Blau-Gelb-Schwäche auf.

Er: Naja, wenn das so wäre, dann haben die Entscheider am Platz beides. Guck dir mal das Grau am neuen Haus an. Das ist, um es mit Loriots Worten zu sagen: Grau, aber nicht sooo grau, eher so grüngrau, ins bräunliche, eine Art Braungrau mit Grün. Ein Braungrüngrau, das auch ein bisschen ins Bläuliche überspielt.

Sie: Jetzt übertreibst du aber!

Er: Nein, das hat so gar nichts Frisches! Das gelbe Bürgerhaus brachte wenigstens etwas Heiteres in den Stadtteil.

Sie: Nun hör aber mal auf! Auf der anderen Seite ist die Fassade ist doch hell und ganz freundlich.

Er: Schon, doch passt alles nicht so recht zusammen. Farblich meine ich. Schau mal, drumherum stehen hohe Rotklinkerhäuser, deren Fassaden mit Zierelementen in Dunkelblau versehen sind. Und nun wird der Platz neu gepflastert mit hellgrauen und hellgelben Steinen. Das beißt sich doch! Das tut richtig in den Augen weh. Dazu kommen die bunten Gummireifen der Bäume. Da ist übrigens auch schon ein Grüner dabei. Ich bin gespannt, was noch alles kommt!

Sie: Aber das passt doch in die Therorie der Farbenblindheit. Vielleicht hast du Recht und die haben beide Formen. Dann sähen sie alles eher in Grau in Grau. Und das ist ja jetzt modern. Aber für uns ist es bunt. Ein Marktbeschicker sagte letztens, Eidelstedt ist eben ein buntes Fleckchen. Und das hat doch nicht jeder!

Er: Tja, also so gesehen …

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