Text und Fotos: Ursula Striepe
Am letzten Tag eines langen Wochenendes im Oktober bietet sich das Wetter an, eine kleine Fahrradtour durch Eidelstedt zu machen. Wir radeln durch Wohngebiete und schauen uns die schönen herbstlichen Gärten an. Dann nehmen wir Kurs auf den „Deckel“. Den Olloweg entlang am Poseidonbad vorbei, fahren wir zum neuen Autobahndeckel. Ich bin zum ersten Mal dort.
Es ist zwar kühl, doch die Sonne scheint. Viele Spaziergänger sind unterwegs, Radfahrer, Familien mit Kindern, Hundehalter. Wir halten an und schauen durch die Schallschutzwand auf die Autobahn. Wie zu erwarten sehen wir einen Stau in Richtung Elbtunnel. In die andere Richtung fahren nur wenige Autos. Wir radeln weiter Richtung Kieler Straße. Unterwegs machen wir Halt und setzen uns auf eine der neuen Bänke. Sie laden durch ihre Form zum Lümmeln ein und man sitzt/liegt auf den Holzflächen tatsächlich unerwartet bequem.
Mein Blick schweift über die neue Anlage. Eine Fitnessstation mit „Street-Workout-Geräten“ und zwei Spiel- und Kletteranlagen für die Lütten mit Hangrutsche wurden aufgebaut. Die Grünflächen sind für Großstadtbienen und andere Insekten teilweise naturbelassen. Ich wundere mich über die Bäumchen, die gepflanzt wurden. „Haben die überhaupt genug Platz für ihre Wurzeln?“, frage ich. „Angeblich hat man flach wurzelnde Laubbäume angepflanzt.“ Aha, das muss ich gleich mal googeln. Und tatsächlich werde ich fündig. 167 Bäume, darunter u.a. Apfel- und Pflaumenbäume, Zierkirschen, Blumeneschen, verschiedene Ahornarten wie Feldahorn sowie Wildkiefern, wurden ausgebracht. Die sollen diesen Standort vertragen.
Und ruhig ist es! Wunderbar ruhig. Von der Autobahn, die direkt unter uns entlang führt, hört man nichts. „Die stehen ja auch im Stau.“, gibt mein Begleiter trocken von sich. Wir müssen beide lachen. Tatsächlich ist der Autobahndeckel für die Lebensqualität in der Stadt ein Gewinn. Kein Straßenlärm mehr und es ist eine neue Parkanlage- und Freizeitanlage entstanden. „Und die Abgase? Wo bleiben die eigentlich?“ Soweit wir erfahren, ist für drei Tunnel eine Längslüftung mit Ventilatoren vorgesehen. Die restliche Abluft entweicht an den Ein- und Ausgängen des Deckels. Ich denke: „Das wird ja wohl reichen, schließlich haben Ingenieure das ausbaldowert.“
Wir steigen wieder auf unsere Drahtesel und fahren weiter. Südlich des Wördemannswegs, den man an einem Zebrastreifen überquert, entstehen Kleingärten. Zwei kleine Hütten gibt es bereits. Sie sind noch nicht ganz fertig, sehen aber in ihrer Bauweise gleich aus. „Ob die bei allen Häuschen vorgeschrieben ist, damit das alles schön ordentlich aussieht?“, frage ich mich. Man muss abwarten wie sich das entwickelt. Links und rechts des Weges wachsen Blühsträucher, Bodendecker und Solitärgehölze. Alles ist ansprechend angelegt. Wir finden dann auch die Ausfahrt zur Kieler Straße, fahren aber lieber wieder auf dem Deckel zurück, durch die Eidelstedter Feldmark an der renaturierten Mühlenau vorbei. Hier ist der Bewuchs schon so kräftig, so dass man von dem mäandernden Bächlein fast nichts mehr sieht. Die Sonne scheint auf die schönen herbstlich gefärbten Blätter der Bäume und lässt sie leuchten. Ich mache mir bewusst, dass wir in einer Großstadt sind. Hamburg-Eidelstedt hat wirklich viele schöne Seiten.