Freitag, der 13. September ist ein echter Glückstag! Es sieht nach wunderschönem Herbstwetter aus. Die Sonne scheint, einige wenige Wolken ziehen am Himmel entlang. Es ist nicht zu kalt und nicht zu warm, ideal für eine kleine Wanderung.
Wir treffen uns im Bilenbarg am Eingang des Naturschutzgebiets Wittmoor. Die Exkursion mit der Biologin Katharina Henne führt durch eins der letzten Hochmoore im Norden Hamburgs. Unsere kleine Gruppe von insgesamt sechs Personen folgt der fachkundigen Leiterin flotten Schrittes auf unbefestigten Wegen. Sie sind sandig und an einigen Stellen auch matschig, aber wir alle tragen geeignetes Schuhwerk. Teilweise ist der Boden weich und elastisch, das spüren wir dort bei jedem Schritt. Immer wieder bleiben wir stehen, sammeln uns und lauschen den Erklärungen.
Das Moor brauchte Jahrtausende, um in einer Senke eiszeitlicher Moränen zu wachsen. Bis 1958 wurde dort großflächig Torf gestochen. Ein Teil des Moores blieb erhalten und 1978 wurde das Wittmoor dann unter Naturschutz gestellt. Manche Abstechkanten sind heute noch zu erkennen. Katharina Henne macht uns auf vieles aufmerksam, was wir als einfache Spaziergänger und Laien garantiert übersehen hätten.
Nachdem die Entwässerungsgräben wieder geschlossen wurden, entstanden im Laufe der Zeit zwei Hochmoorseen. Weil die Flächen nun wieder durchnässt sind, kann sich neues Moor bilden. Die absterbenden Birken sind dafür ein gutes Zeichen. Neben den besonderen Moorarten wird auch der Zusammenhang zwischen Moor und Klimawandel thematisiert.
Das heutige Erscheinungsbild zeigt sehr deutlich die wechselvolle Geschichte des Gebietes. Einzigartig ist die charakteristische Tier- und Pflanzenwelt des Moores, wie beispielsweise der „fleischfressende“ Sonnentau, den wir allerdings nicht zu sehen bekommen. Er soll auch sehr klein sein und das Gebiet darf nur auf den vorgesehenen Wegen betreten werden.
Aber wir sehen Sumpfcalla, Pfaffenhütchen, deren Früchte bei Rotkehlchen sehr begehrt sein sollen, viele verschiedene Moosarten und jede Menge Boviste. Sie sehen aus, als hätte jemand Ostereier ausgelegt. Ein Mäusebussard hält auf einem Heuballen Ausschau nach Beute, viele Schwalben kreisen tief über den Gräsern, auf einer Wiese steht ein Reh und äst. Wir sehen zwei Kraniche, die zum Ende des Ausflugs auch noch wie zum Abschied über uns her fliegen. Nach drei Stunden kommen wir wieder am Ausgangspunkt an. Angefüllt mit vielen Eindrücken, neuem Wissen sowie viel frischer Luft, machen wir uns auf dem Heimweg. Das war ein schöner spätsommerlicher Ausflug mit fachkundiger Führung. Hamburg ist so vielfältig. Gerne wieder im nächsten Jahr, denn in Hamburg und seinem Umland gibt es noch viel zu erkunden.
Text und Fotos: Ursula Striepe