Tote Hose

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Foto: Erich Westendarp / pixelio.de

„Tote Hose“

“Bei den Johannitern ist ja tote Hose ” – ein Satz, den meine Mutter seit Monaten immer wieder zu mir sagt. Sie wohnt in einer durch die Johanniter betreuten Wohnanlage. Mitte Februar ist mein Vater gestorben. Wir hatten Glück, noch vor Corona.

Fast 60 Jahre lang waren sie verheiratet und nun ist sie alleine. Meine Söhne wollten mit ihr ins Café gehen, einkaufen, spazieren gehen. Ich besuche sie sowieso jeden Samstag. Doch Corona machte einen Strich durch die Rechnung. Keine Enkelbesuche, kein Einkaufen, kein Café. Und auch keine Gymnastik bei den Johannitern, keine Spielenachmittage, kein Eis-Essen – tote Hose eben.

Warum erzähle ich das alles?

Meine Mutter ist ja nicht die Einzige, die unter der Einsamkeit leidet – das geht ja ganz Vielen so.

Auch der Spielenachmittag beim Bürgerverein, die Plattsnacker, die beliebten Ausfahrten und Vieles mehr kann seit Monaten nicht mehr stattfinden. Also auch hier „Tote Hose“. Gerade in der dunklen Jahreszeit ist Einsamkeit noch schwerer zu ertragen. Aber was kann man dagegen tun?

Darüber unterhalte ich mich mit meinem Sohn Tobias, der auch Mitglied im Bürgerverein ist.

„Du hast mir doch von deinem „Blind Date“ mit der Kollegin aus London erzählt. Wäre das – per Telefon – nicht auch etwas für den Bürgerverein?“

Ich arbeite in einem großen Verlag, der auch in anderen Ländern Standorte hat. In Hamburg haben wir einen „Blind Lunch“, bei dem man mit einer zufällig ausgewählten Person die Mittagspause verbringen kann. Vor kurzem kam dann die internationale Variante dazu, bei der man sich über „Teams“ mit Bild und Ton unterhalten konnte. Ich mache so etwas immer sehr gerne mit, weil ich auf diesem Weg Kolleg*innen kennenlerne, die ich sonst nicht kennenlernen kann. Und ich habe mich bisher jedes Mal gut unterhalten.

Deshalb bin ich sofort Feuer und Flamme!

Andrea Höfgen

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