Eidelstedt

Peter Tschentscher, Hamburgs Erster Bürgermeister

Eidelstedt, ein Beitrag von Uwe Seib

Am Montag, dem 20. Februar 2023, trafen wir Peter hier bei uns im „steeedt“ zu einer „Gesprächsreihe vor Ort.“ Dieser etwas seltsame Name „steeedt“ meint übrigens unser eigentliches Kulturhaus. Im Laufe dieses Gespräches fragte Peter uns, warum wir denn eigentlich hier in Eidelstedt leben würden. – Peter? – Wat´n für´n Peter? – Meine Güte, den kennt man doch! Peter ist doch unser Erster Bürgermeister! – Ach ja, Tschentscher heißt er ja auch noch! Aber den kennt Ihr ja sowieso alle, oder etwa nicht? – Na ja, Peter wollte also wissen, warum wir denn alle hier in Eidelstedt wohnen würden. Dass er unseren Stadtteil ganz gut findet, konnte man seinen vorherigen Worten aber auch entnehmen. Tjä, das war ‘ne gute Frage, die so manchen der anwesenden „Gedankenspeicher“ auf höhere Umdrehungszahlen brachte! – Ja, auch mein Gehirn begann zu arbeiten, das kam dabei heraus:

In den 950ern als „Buten-Hamburger“ nach dem Krieg in Hamburg 13 gelandet, verbrachten meine beiden Frauen – Oma und Mama – und Stief-“Papa Heinzi“, mit mir und meinem neuen, kleinen Brüderchen Jürgen, immer mal wieder einige schöne Sonntage im Freibad „Krupunder See“. Was mich daran am heftigsten interessierte, waren Hin- und Rückfahrt mit der Straßenbahn Linie 3 bis zum bzw. ab dem Eidelstedter Platz! Für den zweiten Teil der Reise bis zum See nutzten wir einen dunkelroten Reimers Linien-Bus. Noch heute sehe ich im Geiste immer die alten Straßenbahnen dort in der Kehrschleife rund um den „Eidel“ stehen! – Ein paar Jahre später passierte ich an den Wochenenden dieses Zentrum als Radwanderer mit meinen Schwimmvereins-Freunden auf dem Weg in irgendwelche Jugendherbergen. Und schon haben wir 1960/61: Als der Begriff „A23“ noch ein Fremdwort war, bretterte ich oft und gern mit meinem Lieblingsauto die B5 zwischen Itzehoe und Hamburg entlang über´n Eidelstedter Platz: Luftgekühlter 8-Zylinder-Diesel, 12 Liter Hubraum, dreiachsig, zulässiges Gesamtgewicht in Friedenszeiten so um die 15 tons und in Nato-olive lackiert. – Ach ja, da diente ich bei´m Transport-Battalion 630 in Itze! – Besonderheiten in Eidel? Ja, manchmal stank es hier heftig nach vergammeltem Fisch!

1968: Gerade jung verheiratet mit meiner Gisela bezogen wir eine 2 ½ Zimmer Sozial- Wohnung in Altona. Da hatten wir Eidelstedt eine Zeit lang „nicht auf der Rechnung.“ Aber dann war unser „Lütter“ unterwegs und wir bemühten uns um eine neue Wohnung. Von einem Sportsfreund hatten wir Anteile einer Wohnungsbaugenossenschaft gekauft, die gerade eine kleine, neue Siedlung hier in Eidelstedt, am Wildacker baute. Wir könnten dort eine Wohnung bekommen, hieß es. Na, denn man hin, Eidel erforschen. Rund um den Eidelstedter Platz fanden wir das Ortsamt, Fachgeschäfte jeglicher Art und eine komplette medizinische Versorgung. An der Kieler Straße gab es einen Wochenmarkt, Restaurants mit allen Geschmacksrichtungen fanden wir und es roch nirgendwo mehr nach Fisch! Die Verkehrsanbindungen waren bzw. sind noch heute optimal, die City ist nur ca. 13 km entfernt und trotzdem leben wir im Grünen! Weil wir hier in unseren Graden überwiegend südwestliche bis nordwestliche Wetterlagen haben, weht der Wind den Hamburger Dreck auch noch meistens zur anderen Stadtseite! Nur das Hinterland auf der anderen Stadtseite finden wir eine Spur schöner – na ja. Denn man hin zum Neubau am Wildacker. Sogar dort fanden wir allerlei Geschäfte für die tägliche Versorgung drumherum, sowie Grundschule und Kindergärten auch gut erreichbar. Als wir dann in dem Rohbau für unsere Wohnung herumschnüffelten, kam der Polier, sah den runden Bauch meiner Herzallerliebsten und meinte fröhlich: „Ach Lüüd, teuft doch noch ´n lütt beten, bit dat Baby dor is!“ Na ja, Recht hatte er ja. So gingen wir also wieder nach Hause und leiteten alles für unseren Umzug von Altona nach Eidelstedt ein! – Am Freitag dem 13. November 1976 zogen wir um! – Neiiin, wir sind nicht abergläubisch! – Aber die Wohnung in diesem neuen Haus war in vielerlei Hinsicht eine einzige Katastrophe! Da mussten wir möglichst schnell wieder raus! Durch Zufall entdeckten wir im Frühsommer 1977 auf einer großen Tafel, dass hinter der südwestlichen Seite der Kieler Straße von zwei Baugenossenschaften eine große Reihenhaussiedlung errichtet werden sollte. Ran ans Telefon, Besprechungstermin vereinbart und ein Mittelreihenhaus gekauft! – Am 28. September 1978 konnten wir endlich umziehen!

Tjä Peter, etwas später kam auch noch unsere Lütte hinzu. Mittlerweile stehen unsere beiden Kinder natürlich auf eigenen Füßen, sind aber immer noch sehr gern gesehene Gäste hier in ihrem Elternhaus! Na gut, und wir beiden inzwischen überzeugte Eidelstedter werden das Ziel unseres letzten Weges hoffentlich nur noch hier in Eidelstedt finden! Wie bitte? Ob wir heute denn nicht auch etwas zu bemeckern hätten? Mal nachdenken. – Doch, ja, da fällt mir auch düt un dat ein: Alle Ämter und Behörden sind heute nur noch zwischen „ganz schön weit“ bis „oh Mann, wo´s dat denn?“ zu finden! – Die Vielfalt der Fachgeschäfte hat nachgelassen. – Zwar findet man um unser Zentrum herum mindestens fünf Apotheken und acht Cafés aber z. B. keinen Hautarzt mehr. Na ja, man darf sich denn eben keinen heißen Kaffee über die Hand gießen! Darum trinken wir unseren Cappuccino bei Il Tesoro auch immer ganz vorsichtig! – Ist aber trotzdem immer noch sehr schön hier bei uns in Eidelstedt! Tjä Peter, wenn Du denn mal detailliert sehen möchtest, wie es uns hier geht, bist Du natürlich gern unser Gast! All´ns kloar? Denn lot di dat man got gohn un tschüs, Uwe

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