Es ist laut und lärmig am Busbahnhof Eidelstedter Platz kurz vor Mittag am Mittwoch des 5. Oktobers. Der Verkehr rauscht auf der viel befahrenen Straße in den rhythmischen Abständen der Ampeltaktung vorbei. Kreischende Geräusche schallen von der gegenüberliegenden Baustelle herüber und auch das Martinshorn fehlt nicht in diesem Klangensemble. Es herrscht geschäftiges Treiben an diesem Knotenverkehrspunkt. Der Wind weht böig, es ist kühl, obwohl der Wetterbericht anderes voraussagte. Die ortsansässigen Tauben lassen sich davon nicht beeindrucken.
Jetzt ist er bunter, der einst so graue Busbahnhof. Ein Mann hängt Bilder aus der Grauzeit an den Wänden der Gebäude des Bahnhofs auf, zur Dokumentation: „vorher – nachher“. Davor wird ein Tischchen von einer Frau in rotem Overall, der Farbkleckse aufweist und sie somit gleich als Künstlerin erkennen lässt, liebevoll mit Muffins und Schaumküssen gedeckt. Nicht nur sie hat zur Neugestaltung beigetragen, auch ihr Kollege, der ebenso an seiner Kleidung als solcher zu erkennen ist, und sehr viele Schüler. Sie trudeln langsam und in pubertierenden Schritten auf dem Platz neben der Doppeleiche ein, gruppieren sich, kichern. Ihnen ist dieses Treffen offenbar etwas peinlich. Der Bezirksamtsleiter wird noch erwartet und ebenso einige andere wichtige Akteure, die zu der Realisation dieses Vorhabens beigetragen haben. Eine blonde Frau in einem knallpinken Mantel läuft mit einem Mikrofon in der Hand vor den Kunstwerken auf und ab, erzählt etwas und wird dabei von einem Kameramann gefilmt. Offenbar gehört sie irgendwie zur Truppe, kennt die anderen und soll vielleicht später im Fernsehen etwas zu diesem Event sagen? Ich nehme mir vor, die nächsten Tagen das Hamburg-Journal zu gucken. Dann sind endlich alle da. Es wir kräftig geklatscht, nachdem der Bezirksamtsleiter, der vorbildlich und sportlich per Fahrrad kam, eine Menge zu dem Projekt erzählt hatte. Auch die Künstler kamen ausreichend zu Wort. Sie nannten noch mehr Akteure, ohne deren Engagement und Hilfestellungen nichts hätte umgesetzt werden können. Auch viele angrenzende Geschäftsleute haben mit Spenden und Tatkraft zur Realisation beigetragen, wie ich später erfuhr. Dann stellten die Künstler sämtliche anwesenden Schüler vor versammelter Mannschaft namentlich vor.
Den Anfang der Verschönerung des Busbahnhofs hatte einst der Eidelstedter Bürgerverein im Zeitraum 2014 bis 2016 initiiert, denn der Busbahnhof war in die Jahre gekommen. Er war dunkel und ungepflegt. Viele Eidelstedter waren damit unzufrieden, denn er ist ja das Erste, was man sieht, wenn man mit einem Bus in Eidelstedt ankommt. Damals fanden sich Mitglieder des Eidelstedter Bürgervereins als „Paten“, die das Beet um die Doppeleiche mit dem Gedenkstein „Up ewig ungedeelt“ mithilfe ortsansässiger Geschäftsleute umgestalteten. Noch heute wird dieses und ein kleines Beet am Ekenknick/Ecke Lohkampstraße ehrenamtlich gepflegt.
Aber es sollte auch mehr Farbe her. Die Rückwand des Toilettenhäuschens durfte von jungen Menschen aus dem Stadtteil gestaltet werden, auch um deren Identifikation mit dem Stadtteil zu fördern. Dieses Projekt war eine Zusammenarbeit mit dem Gymnasium Dörpsweg und kam gut an. Es gab viele schöne und interessante Entwürfe. Wie man sieht, entschied man sich für schwarz/weiße Abbildungen fröhlich hüpfender Schülerinnen auf farbigen Untergründen.
Und nun ist noch mehr Buntes unter das einst vorherrschende Anthrazit gemischt worden. Das gibt dem sonst so tristen Busbahnhof etwas Hoffnung und Heiterkeit. Diesmal war auch die Stadtteilschule Eidelstedt beteiligt, deren Kunstkurse die Bahnunterführung an der Elbgaustraße vor einiger Zeit gestalteten.
Nachdem mehrere Gruppenbilder gemacht wurden, begab sich die große Gruppe zu den einzelnen verschönerten Bereichen. Ich hätte mir beheizbare Sitzbänke gewünscht, dann wäre ich etwas aufgewärmter gewesen und vielleicht noch ein Stück mitgegangen. So aber zog es mich dann doch schnell zurück ins Warme. Das Bunte bleibt ja. Wie schön.