Harte Zeiten mit Baulärm und vielen Einschränkungen liegen hinter uns. Wie geht es weiter mit dem Wochenmarkt? Zentrale Figur ist Marktmeister Lothar Wittholt. An einem sonnigen Mittwoch haben wir uns über die Zukunft des Wochenmarktes unterhalten.
1901: Wie lange arbeitest du schon für die Behörde Fachamt für Verbraucherschutz, Umwelt, Gewerbe und Marktwesen?
Thomas: Vor vier Jahren habe ich hier angefangen, mit einer Unterbrechung 2019/2020. In der Zeit habe ich auf dem Isemarkt gearbeitet. Für meine Arbeit als Marktmeister ist meine Ausbildung als Großhandelskaufmann Voraussetzung. Aber auch meine praktischen Erfahrungen als gelernter Koch und Fleischer helfen mir natürlich. Außerdem habe ich acht Jahre bei der Bundeswehr gedient. Dort habe ich viel Menschenkenntnis erworben und gelernt, auch mal Ansagen zu machen.
1901: Da kommt ja einiges an Expertise zusammen! Was gehört zu deinen Aufgaben als Marktmeister?
Thomas: Als erstes schaue ich morgens, ob die Marktfläche frei ist. Manchmal müssen Autos abgeschleppt werden. Dann gibt es oft Tagesbewerber, für die ich einen guten Standort suche. Die Standgebühren wollen kassiert werden und Reparaturen müssen in Auftrag gegeben werden. Ich besuche auch Bürgerschaftssitzungen, um zu hören, welche Beschlüsse dort gefasst werden, die uns betreffen. Das Wichtigste jedoch ist der volle Einsatz für den Markt und die Marktleute. Machen, was geht und vielleicht noch ein bisschen mehr.
1901: Siehst du dich als Spieß und gleichzeitig als Mutter der Kompanie?
Thomas (lacht): Ja, ein bisschen ist das so. Das Menschliche muss stimmen, sonst klappt es nicht mit den Marktleuten. Auch der Kontakt zum Stadtteil ist mir sehr wichtig.
1901: Eine letzte Anstrengung kommt noch auf den Wochenmarkt zu: Die bauliche Umgestaltung der Marktfläche. Was ist geplant?
Thomas: Die Poller kommen weg, auch die Baumstümpfe. Neue energiesparende Laternen sollen installiert werden. Alles verbunden mit umfangreichen Pflasterarbeiten. Das wird leider noch einmal Unruhe in die Marktroutine bringen. Aber wir arbeiten eng und sehr gut mit Jennifer Schröder zusammen, die die Umbauphase begleitet. Der Wegewart Christian Nelson ist ebenfalls eine große Hilfe. Die Arbeiten sollen zeitnah und zügig durchgeführt werden. Aber es gibt Unwägbarkeiten: Das Wetter vor allen Dingen und nicht zuletzt Handwerker- und Materialmangel.
1901: Es ist ja schon einmal positiv, dass es eine gute Zusammenarbeit zwischen den Behörden gibt, um den Markt wieder nach vorne zu bringen. Ich habe den Eindruck, dass sich die Marktfläche etwas verkleinert hat und dass auch einige Marktbeschicker fehlen, die vor der Bauphase noch zu sehen waren.
Thomas: Ja, die Fläche gegenüber von Michi’s und dem Portugiesen muss für die Feuerwehr freigehalten werden. Und es stimmt auch, dass nicht alle Marktbeschicker zurückgekommen sind. Aber die gute Nachricht ist, dass sie zurückkommen werden. Ich habe schon eine Anfrage von Andreas, der einen beliebten Stand mit Quarkbällchen, Berlinern und Kirschtaschen betreibt. Auch der Stand mit Nüssen, Gewürzen und Trockenfrüchten kommt wieder. Ich habe rund vierhundert Kontakte von Marktleute in meiner Adressdatei. Die werde ich alle persönlich anrufen und schauen, was sich machen lässt. Aber ich muss die Sache langsam angehen. Denn es gibt noch keinen Strom aus der Marktfläche zwischen dem steeedt und der Sparda Bank. Ich kann keine Marktleute akquirieren, wenn ich keine Stellflächen habe. Es hängt an den Außenanlagen. Wenn die fertig sind, kann ich richtig durchstarten.
1901: Wie man hört, gibt es Überlegungen aus der Bezirksversammlung, als Starthilfe die Standgebühren – Stand und Strom – ganz oder teilweise zu übernehmen. Was sagst du dazu?
Thomas: Eine ganz hervorragende Idee ist das. Es würde uns sehr helfen. Bisher haben wir Flyer und Taschen als Werbematerial in Zusammenarbeit mit der Lokalen Wirtschaft produziert. Das war auch eine gute Werbung.
1901: Der Markt würde auch gewinnen, wenn der Verkauf durch kleine Events belebt wird. Was spricht dagegen, wenn zum Beispiel Straßenmusikanten auftreten würden?
Thomas: Auch das würde den Wochenmarkt interessanter machen und zum Verweilen einladen. Leider haben wir für solche Sachen kein eigenes Budget. Auch darüber sollten wir mit der Lokalpolitik ins Gespräch kommen.
1901: Während der Corona-Zeiten haben viele Leute ihre Einkäufe auf dem Wochenmarkt erledigt. Frische Luft und frische Waren. Hast du Befürchtungen, dass die Kunden wegen der Teuerungswelle wieder zum billigen Discounter wechseln?
Thomas: Es wird Leute geben, denen gar nichts anderes übrig bleibt, wenn die Preise durch die Decke gehen. Trotzdem bleibe ich optimistisch. Wer einmal mit einem frischen und üppigen Bund Suppengrün vom Wochenmarkt sein Süppchen gekocht hat, der kennt den Unterschied. Und auch auf dem Markt kann man Preise vergleichen und günstiger einkaufen. Ein gutes Stück Fleisch vom Markt, von dem man weiß, wo es herkommt, ist mir lieber als Discounterfleisch. Dann lieber nur einmal die Woche Fleisch.
1901: So sehe ich das auch. Ganz wichtig ist noch, dass gute Stück nicht totzubraten.
Thomas: Kurz und heiß braten. Und die Druckprobe machen; die geht nämlich so: Tippe auf deine Unterlippe – so fühlt sich dein Fleisch an, wenn es noch ziemlich roh ist. Tippe auf dein Kinn – so fühlt sich medium an und tippe auf deine Nase – so fühlt es sich an, wenn das Tier zweimal gestorben ist.
1901: Ja, vielen Dank für den Tipp. Jetzt haben doch noch Fleischer und Koch aus dir gesprochen. Ich danke dir für dieses Gespräch und wünsche dir ein glückliches Händchen für unseren Wochenmarkt 2.0.
Portraits der Marktleute vom Eidelstedter Wochenmarkt am 7. und 16. September 2022
©2022 Fotos Joerg Kilian