Endlich im ÖPNV angekommen!

Eine Geschichte von Hans-Uwe Seib Wer mich kennt, der ahnt, dass mir der öffentliche Personennahverkehr doch einigermaßen am Herzen liegt. – Also, um da gleich irgendwelchen Irretationen entgegen zu wirken: Ich meine die Nutzung von Bahnen und Bussen in den jeweiligen Städten und Gemeinden! – Susi und Petra werden gut verstehen, was ich meine!

Woher kommt das, bzw. wie hat sich das bei mir entwickelt? Na ja, zunächst ist ja bestimmt bekannt, dass ich eine weltweite, stark aufgeprägte „Bahnmacke“ habe. Und die ist bestimmt entstanden, wenn ich an meine aller-allerersten, kindlichen Erinnerungen denke, als ich die damalige Hamburger Straßenbahn entdeckte! Danach folgten dann in den ersten Nachkriegsjahren Fahrten mit der Hamburger S-Bahn und „Hamsterfahrten“ mit der Eisenbahn bis nach Heide in Dithmarschen.

Dann fällt mir noch die Bahnreise mit meinem Schwimmverein nach Catania auf Sizilien und zurück ein, sowie einige Bahnfahrten als Soldat zwischen Hamburg und Itzehoe. Danach setzte eine längere „Bahn-Pause“ ein, denn am 4.6.1962 bekam ich meinen ersten Käfer, weshalb ich nun in eine „Bahnpause“ rutschte, die sich hinzog, bis ich bei der Union landete.

Nun begann eine tolle, neue Eisenbahnphase, über deren Erlebnisse ich später mal berichten werde. Hier und jetzt seien nur ein paar kleine Erinnerungen „angekratzt“!: „Mücke, kannst Du Dich noch an unsere Fahrt mit irgend so´nem Nordexpress von Jütland nach Hamburg erinnern?“ Da hatten wir extra unser Abteil vollgequalmt, damit niemand bei uns zustieg. – Und an der nächsten Station stiegen zwei Dänen zu uns, die meinten: „Oh, hier setzen wir uns zu, hier wird geraucht“ und steckten sich auch noch jeder ´n Zigarillo an! – Und denn fällt mir noch eine Reise ein, die für mich in Ahrenshausen enden sollte. Von dort wollte ich bei Pappnase Paul WP-Verpackungen für unser Werk in Cuxhaven kaufen. Aber Mücke und Pappen-Horst „versauten“ mir die letzte Etappe, weil sie mich viel zu früh am letzten Umsteige-Bahnhof einfingen. Wenn Pappnase Paul auch da gewesen wäre, hätte dieser Vorfall bestimmt eine andere Wendung genommen. Na ja, wie angedeutet, werde ich mal über meine Bahn-Erlebnisse gesondert berichten.

Bereits während, aber verstärkt nach dem Eintritt in meinen „Unruhestand“ kam ich dem ÖPNV immer dichter – oder der eben mir! – Sofort besorgte ich mir ein Jahres-Abo, das monatlich per Abbuchung bezahlt wurde. € 49,- pro Monat fand ich sehr preiswert. Schade fand ich nur, dass ich nun mit meiner tollen Karte nie kontrolliert wurde! – Bis ich dann endlich doch mal in einer voll besetzten S-Bahn Kontrolle hatte! Und denn konnte ich vor Aufregung in meinem Portmonee ums verrecken meine Fahrkarte nicht finden! Bei dieser Sucherei bin ich fast wahnsinnig geworden! Und plötzlich entdeckte der Kontrolleur zwischen meinen anderen Karten meine „Bahncard“ und meinte: „Nee, lassen Sie man, wer ´ne Bahncard hat, besitzt bestimmt auch ´ne HVV-Karte“, drehte sich um und kontrollierte weiter. Meine Güte, war mir das peinlich! Deshalb suchte und blätterte ich wie wahnsinnig, bis ich endlich meine Karte fand! Sofort riss ich das Ding hoch und brüllte hinter ihm her: „Hier, hier! Ich hab´sie gefunden!“ Aber nix da, er glaubte mir und wollte meine Karte leider nicht mehr sehen.

So, mittlerweile erkannte auch meine Herzallerliebste, dass man dem ÖPNV mal etwas näher kommen könnte und kaufte sich für Juni, Juli und August 2022 drei Neun-Euro-Tickets. Wie oft sie damit nun fuhr, weiß ich nicht. Nur von einer Fahrt Anfang Juli hat sie mir erzählt: Etwa gut hundert Meter von uns entfernt, ist eine Bus-Haltestelle. Dort hin ging Gisela und wartete mit ein paar anderen Personen auf den nächsten Bus. Als der kam und alle eingestiegen waren, stellte sich heraus, dass das drei Kontrolleure waren, die jetzt die Fahrkarten sehen wollten. Ganz zügig und stolz zog Gisela nun ihr Neun-Euro-Ticket heraus und zeigte es dem Kontrolleur. Aber der verzog das Gesicht und meinte: „Das ist ja ein Juli-Ticket, haben Sei auch eins für August?“ – Nee, hatte Gisela nicht, die beiden anderen Tickets lagen hier zu Hause! Nun wären ja eigentlich € 40,0 oder so fällig gewesen. Aber Giselas gewaltiger Charme wirkte dann so sehr, dass er ihr anbot, entweder an der nächsten Station wieder auszusteigen, um ihr gültiges Ticket zu holen oder an der S-Bahn ein gültiges Ticket zu lösen. Weil Gisela aber einen Termin hatte, wählte sie die zweite Möglichkeit! – Siehste, die Kontrolleure im Bereich des HVV sich gar nicht sooo streng!

Foto: Ursula Striepe

Aber nicht genug damit, erlebten wir beide neulich noch eine gaaanz andere Überraschung im HVV: Meine Herzallerliebste hatte endlich mal wieder etwas gewonnen! – Wurd´ ja auch mal wieder Zeit nach den Vier Jahreszeiten! Und zwar konnten wir zur Premiere der KOMÖDIE MIT BANKÜBERFALLins St. Pauli Theqatergehen. Viel wichtiger war uns aber, endlich mal wieder auf´n Kiez zu kommen, wo wir vorher noch ´ne Kleinigkeit beim „Schmitz Tivoli“ essen wollten. – Tjä, wie nun dahin? Mit Auto in die Reeperbahn-Tiefgarage direkt vor´s Theater? Oder lieber mit dem ÖPNV? – Und so kam ich Fachmann natürlich auf die Idee, mit unserem Auto ganz in der Nähe an die S-Bahn Krupunder zu fahren, da zu parken und dann von dort zügig mit der S3 bis zur Station Reeperbahn zu fahren. Bis zum Theater ist es dann nicht mehr weit. Also denn man ins Auto und los. War ja Sonntag, deshalb einen kostenlosen Parkplatz am S-Bahnhof gefunden und rein in die Bahn. Die fuhr auch zügig ab, hielt dann auch am Bahnsteig Eidelstedt, fuhr wieder an – und blieb ruckartig stehen! – Nach ein paar Minuten kam eine Ansage: „Wir können leider nicht weiterfahren weil ein Mann im Gleisbett war. Das kann ca. 15 bis 30 Minuten dauern, bis wir wieder starten können!“ – Ach du meine Güte, wären wir doch mit unserem Auto gefahren! Hoffentlich kommen wir noch rechtzeitig im Theater an! Und unsere abendliche Speisung kannst´e auch vergessen !!! Oh neee !!!

Inzwischen war der Mann wieder auf dem Bahnsteig, er wäre dort eingeschlafen, hab´ ich irgendwie verstanden. Egal, der Zugführer hatte die Polizei gerufen, da erschienen denn tatsächlich auch sieben Polizisten:innen schleppten den „Gleis-Schläfer“ ab, befragten noch ein paar Zeugen und unseren S-Bahn-Fahrer. Und endlich konnte unsere Fahrt nach ca. 20 Minuten fortgesetzt werden. – Essen war nun natürlich nicht mehr drin, sondern noch ein Glas Wein und dann rein ins Theater.

Wie das Stück war? Viiiel zu laut, viiiel zu lang und die Hälfte konnte ich nicht verstehen! Aber die meisten Zuschauer aus dem nur gut zu zwei Dritteln gefüllten Theater trampelten und brüllten vor Begeisterung! – Vielleicht hatten die ein anderes Stück gesehen !?!

Aber der Abend hatte denn doch noch einen sehr schönen Höhepunkt: An der riesigen Wurstbude, Ecke Davidstraße und Reeperbahn zogen wir jeder noch eine herrliche Bratwurst rein! Mhhhhhmm, das schmeckte! – Ach ja, nach Hause sind wir problemlos gekommen!

Und? Gemeinsam im ÖPNV angekommen? Nöö, wir gehen bzw. fahren wieder getrennte Wege: Gisela fährt meistens Auto und ich fahre meistens mit Schiff, Bus und Bahn.

Tschüs, Uwe

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